Bin ich ein Talent?
„Ich bin ja gar kein Talent, warum soll ich da mitmachen?“, dachte sich Shamsun, als sie 2014 das erste Mal von den Neuköllner Talenten hörte. Sie ging in die 3. Klasse der Peter-Petersen-Schule. Auch nach der Erklärung ihrer Lehrer konnte sie sich nicht so richtig etwas darunter vorstellen.
Doch beim Kennenlerntreffen von mehreren Ehrenamtlichen und Kindern hatte sie ihre Patin Janina gleich im Blick. Es passte sofort im ersten Gespräch der beiden. Später stellten sie Gemeinsamkeiten fest, die Shamsun noch heute lustig findet: „Wir waren beide die Ältesten von fünf Geschwistern und alle Geschwister haben jeweils die gleichen Anfangsbuchstaben.“
Shamsun denkt gern an ihrer Patenschaft zurück. Was ihr im Nachhinein am besten gefallen hat, ist die gemeinsam verbrachte Zeit. Und dass sie vieles gelernt hat, das bis heute nachwirkt. Auch wenn es „erstmal nur Spaß gemacht hat“. Sie weiß noch genau, wie ihr Janina kurz vor ihrem 10. Geburtstag das erste Mal einige Zeichentechniken gezeigt hat. „Immer wenn ich jetzt zeichne, überlege ich noch: Wie hat Janina das gemacht?“
Wie viele andere Paten-Tandems halten auch Shamsun und Janina bis heute Kontakt. „Sie ist so etwas wie eine echte Patentante und eine Freundin für mich. Auch wenn wir uns jetzt nicht mehr so oft sehen, kann ich sie immer fragen, wenn etwas ist.“
Genauso wie sie den Kontakt zu ihrer Patin hält, geht Shamsun gern weiter zu den Veranstaltungen der Talente. „Es wäre schade, wenn man das einfach so abbricht“, sagt sie.
Vom Talent zur Mentorin
Als Ursula Rettinger letztes Jahr das Schüler-Mentoring-Projekt an der Ado Schule* vorstellte, erkannte Shamsun sie wieder und sprach sie an. Unser ehemaliges Neuköllner Talent begeisterte sich schnell für die Möglichkeit, selbst Mentorin zu werden: „Ich wollte unbedingt ein Kind haben, damit ich für sie sein kann wie Janina für mich. Damit ich einmal sagen kann, ich war auch eine Mentorin.“ Außerdem warb Shamsun erfolgreich bei ihren Mitschülerinnen für das Projekt.
Die Zeit als Mentorin hat ihr gezeigt, wie viel Engagement in einer ehrenamtlichen Tätigkeit steckt: „Ich habe von Anfang an viel Lust mit reingebracht. Aber es war schwierig, dass ich alles selber in die Hand nehmen musste – vor allem die Terminverabredungen.“
Schülerpraktikum im N+Büro
Die Schwierigkeiten haben sie nicht abgeschreckt. Ihr nachhaltiges Interesse an gesellschaftlichem Engagement und ihre Verbundenheit mit den Projekten führten sie als Schülerpraktikantin 2019 ins Team der Bürgerstiftung Neukölln.
Ruhig, aber selbstbewusst erzählt sie während der Teamsitzung von ihrer Schnelllernerklasse, in der sie für eine Begabtenförderung vorgeschlagen wurde. Ihr Berufswunsch: Gynäkologin. Shamsun glaubt an ihr Talent.
*Albrecht Dürer Gymnasium